Johann Strohmer

Orthopädischer Schuhmachermeister. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1917    † 1945

 

Lebenslauf

Johann Strohmer wurde am 30.4.1917 in Riegers geboren. Er war orthopädischer Schuhmachermeister in Wien und der Bruder von Franz.

Verhaftung wegen Betätigung für die KPÖ, in den Donauauen erschossen

Am 16. 3. 1945 wurde Johann Strohmer wegen Betätigung für die KPÖ verhaftet. Auf dem Marsch von Oberlanzendorf zum KZ Mauthausen wurde er am 14.4.1945 in den Donauauen erschossen.

Aus dem Gedächtnisprotokoll des Polizeireservisten Alfred Pollak über die Gruppe Strohmer und den Marsch von ca. 400 Gefangenen von Oberlanzendorf nach Mauthausen

„Einen Tag vor Ostern erklärte mir der wachhabende SS-USchfhr. Milanowitsch, dass ich nach Angabe des Referenten wahrscheinlich bald entlassen werden würde. Doch es sollte anders kommen, am Ostermontag um 22 Uhr werden wir durch viel Lärm geweckt, Kanonendonner ist deutlich hörbar und Panzerrollen, einige SS-Männer öffnen die Zellen und treiben uns alle zusammen, fesseln uns zu dritt aneinander und jagen uns zum Tor hinaus. Es fallen hier schon der erste Schuss, der Zoufar gilt, der, ein alter Herr, nicht marschfähig erscheint und der als erster unserer Gruppe, gleich beim Ausmarsch erschossen wird. Ein Häftlingshaufen von etwa 420 Männer und Frauen, auch Kinder dabei, wälzt sich nun auf der von zurückflutendem Militär überfüllten Straße dahin mit vorläufig ungekanntem Ziel. (…) Ignaz ­Dobcak ist am besten marschtüchtig, trotzdem er gleichfalls viele Blasen an den Füßen hat (…) Der Leiter der Gruppe Strohmer ist ein Mann, der allen Vorbild sein konnte, der unbeirrbar am Kommunismus und an einem freien Österreich festhielt, trotzdem gerade er sehr schwere Prügel erhielt und auf dem es alle SS-Bestien abgesehen hatten. Sein Klumpfuß hat ihm frühzeitig dem Henker ausgeliefert. (…) Der Marsch (…) ging in flottem Tempo gegen Wien über Inzersdorf, Meidling, Schönbrunn, Hütteldorf, nach Hadersfeld-Weidlingau, wo die erste Raststation gemacht wird. Nachdem wir eine Rübenschnitzelsuppe als sehr mangelhafte Kost erhalten haben, fallen alle sofort in Schlaf vor Ermüdung, nach 14 Stunden Marsch (…) Früh um 5 Uhr ist Abmarsch und es geht über Mauerbach Passauerhof, nach Katzelsdorf, wo wieder Rast ist. Nach der Übernachtung dortselbst, können Dr. Kronholz und Strohmer nicht mehr mit und werden in den dortigen Donauauen erschossen.“

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


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